Kein und Aber Verlag, 512 Seiten
CHF 37.-
ISBN: 978-3-0369-5863-7
Zypern 1974: Defne, eine junge Türkin, verliebt sich in den Griechen Kostas. Doch die zarte Liebe der beiden blickt in eine düstere Zukunft, denn auf Zypern bricht ein Bürgerkrieg aus. Die ohnehin angespannte Lage zwischen dem türkischen und dem griechischen Teil Zyperns verschlimmert sich drastisch. Kostas ist gezwungen, die Insel zu verlassen. Defne bleibt – und sieht sich den Gefahren des Krieges ausgesetzt. Sie findet Unterstützung bei Yusuf und Yiorgos, die gemeinsam eine Taverne führen. Als die beiden spurlos verschwinden, ist sie verzweifelt. Zypern, Anfang der 2000er-Jahre: Kostas‘ Beruf hat ihn immer auf eine spezielle Weise mit Bäumen verbunden, besonders vor den Feigenbäumen auf seiner Heimatinsel hat er eine hohe Achtung. Jahre nach seiner fluchtartigen Abreise kehrt er beruflich bedingt nach Zypern zurück. Die Feigenbäume sind jedoch nicht der einzige Grund. Er macht sich auf die Suche nach Defne, um endlich Frieden zu finden. Mittlerweile arbeitet sie bei der CMP, einer Organisation, die sich dafür einsetzt, verschollene Leichen zu finden und den Angehörigen ein würdiges Begräbnis ihrer Liebsten zu ermöglichen. Sie hofft, endlich das Schicksal von Yusuf und Yiorgos erfahren zu können. Als sie Kostas wiedertrifft, sieht sie sich mit schlimmen Ereignissen der Vergangenheit konfrontiert, die sie am liebsten vergessen würde. Gemeinsam stellen sie sich ihrem unglücklichen Ende und finden einen Neuanfang in England.
Elif Shafak gelingt ein fulminanter Roman über die Wirkung längst vergangener Ereignisse, die den Weg in unsere Seele bis in die Gegenwart finden. Sie schreibt über Liebe in Zeiten des Hasses, Verrat, Geheimnisse und Reue. Ihre bildreiche Sprache vermag es, die Leserin, den Leser mitten ins Herz zu treffen. Besonders beeindruckt haben mich ihre Schilderungen der politischen Verhältnisse auf Zypern. Sie verbindet reale Ereignisse geschickt mit ihrer Fantasie und einem Hauch von Mystik. Eine Liebesgeschichte in einem wunderschönen Land, das von Erschütterungen geprägt ist, aber niemals die Hoffnung verliert.
Buchbesprechung von Johanna Suter